Interview: Ingo Lenzen

🗓️ 07.08.2024

Ingo Lenzen

Datenmanagement & Datengovernance

Stell dich vor, was ist Deine Position und wie kommst du mit Datenkompetenz in deinem Unternehmen in Berührung?

Ingo Lenzen:

Mein Name ist Ingo Lenzen und Ich bin für das Datenmanagement der Stadt Mönchengladbach zuständig, einer Stadt mit knapp 280.000 Einwohnern. Zusätzlich arbeite ich im Smart City Förderprojekt, das eines von 73 Modell-Projekten in Deutschland ist. Für dieses Projekt stehen uns insgesamt etwa 15 Millionen Euro an Fördermitteln über sieben Jahre zur Verfügung, von denen nun etwa bereits die Hälfte der Zeit vergangen ist. Ursprünglich komme ich aus dem Datenbereich und habe vor meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst in der Privatwirtschaft im Bereich Data Analytics und Softwareentwicklung gearbeitet.

Ingo Lenzen:

Was ist dein persönliches Interesse an Datenkompetenz und wie wichtig ist es deiner Meinung nach für die Gesellschaft, Datenkompetenzen einem breiten Publikum zugänglich zu machen?

Ingo Lenzen:

Mein persönliches Interesse an Datenkompetenz kommt vor allem aus meiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Ich sehe, wie wichtig es ist, Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie auch richtig zu interpretieren und zu nutzen. Das ist in jedem Bereich wichtig, aber besonders im öffentlichen Sektor, wo Entscheidungen auf Grundlage von Daten getroffen werden müssen, die das Leben vieler Menschen direkt beeinflussen. Bisher geschieht das eher „aus dem Bauch“ heraus und ohne fundierte Datengrundlage.

„Ich sehe, wie wichtig es ist, Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie auch richtig zu interpretieren und zu nutzen. Das ist in jedem Bereich wichtig, aber besonders im öffentlichen Sektor, wo Entscheidungen auf Grundlage von Daten getroffen werden müssen, die das Leben vieler Menschen direkt beeinflussen.“

Wie wichtig ist es Deiner Meinung nach, Datenkompetenzen einem breiten Publikum zugänglich zu machen? Welche Gefahren und Chancen siehst Du hier?

Ingo Lenzen:

Datenkompetenz ist wichtig, aber durchaus nicht für jede Zielgruppe gleichermaßen interessant. Die Herausforderung besteht darin, die richtigen Kanäle zu finden, um Datenkompetenzen zu vermitteln. Wir leben in einem sehr digitalen Zeitalter, aber wir müssen auch diejenigen erreichen, die weniger digital unterwegs sind. Wenn wir die richtige Balance finden, können wir viele Menschen befähigen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Gefahr besteht jedoch darin, dass manche Gruppen abgehängt werden könnten, wenn wir die Kanäle nicht breit genug streuen.

Was für Datenkompetenz Initiativen benötigt es für den Wirtschaftsstandort Deutschland, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und warum?

Ingo Lenzen:

Es braucht Initiativen, die darauf abzielen, Datenkompetenzen in allen Bereichen der Gesellschaft zu stärken. Das fängt in den Schulen an und geht bis hin zur beruflichen Weiterbildung. Besonders wichtig ist es, dass diese Initiativen praxisnah sind und den Menschen zeigen, wie sie Daten in ihrem Alltag und Berufsleben konkret nutzen können.

Gibt es eine Initiative rund um den Einsatz von Daten, die Du besonders beeindruckend findest?

Ingo Lenzen:

Ja, ich finde das angesprochene KGSt-Netzwerk besonders beeindruckend. Hier kommen etwa 30 Kommunen zusammen, die bereits Erfahrungen im Umgang mit Daten gesammelt haben. Es macht viel Spaß, mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen.

Aber auch die spielerische Darstellung von Datenthemen finde ich extrem spannend. Das kann über Themen-Kartenspiele oder andere haptische Mittel erfolgen. So haben wir beispielsweise eine Demo-LEGO®-Stadt aufgebaut, mit der man eine Urbane Datenplattform spielerisch erkunden kann. Z.B. sieht man auf einem Dashboard, wenn ein Auto auf einen Parkplatz fährt oder vergessen wurde, in einem Gebäude das Licht auszuschalten.

Welche Bedeutung haben Daten in der Stadt Mönchengladbach und wie geht Ihr damit um?

Ingo Lenzen:

In einer Stadt wie Mönchengladbach gibt es eine Vielzahl von Daten, die von großer Bedeutung sind. Meist sind sie aber in Datensilos gebunden. Sind Daten vorhanden, müssen sie aber im Kontext mit Hintergrundwissen interpretiert werden können. Ein gutes Beispiel sind die Einwohnerzahlen: Wie interpretiert man diese korrekt? Was zählt als Einwohner, und was vielleicht nicht mehr? Welche Zuzüge gibt es und wo sind ggfs. keine Abmeldungen erfolgt? Für diese Art von Fragen braucht es spezifisches Hintergrundwissen und ein tiefes Fach-Know-how. Wir bauen gerade eine entsprechende Infrastruktur auf, aber diese nützt uns natürlich nichts, wenn die vorliegenden Daten nicht verstanden und interpretiert werden können.

Gibt es eine formulierte Datenstrategie für die Stadt Mönchengladbach? Wenn ja, wer verantwortet diese?

Ingo Lenzen:

Aktuell haben wir ein etwa 30-seitiges Dokument, welches inhaltlich alle Punkte umfasst. Wir überführen diese Inhalte nun in ein zweites Dokument, das für die Öffentlichkeit gedacht ist und ergänzend die Notwendigkeit über Beispiele und Maßnahmen verständlich darstellt . Dieses soll noch dieses Jahr verabschiedet werden. Die inhaltliche Verantwortung für die Datenstrategie liegt bei der strategischen Entwicklung. Wir arbeiten auch daran, ein zentrales Datenmanagement und eine zentrale Dateninfrastruktur aufzubauen, was allerdings eine Herausforderung ist, da wir mit vielen Datensilos kämpfen. Diese bestehen nicht aus bösem Willen, sie sind einfach im Laufe der Zeit entstanden.

Wer verantwortet bei Euch im Unternehmen das Thema der Data Governance und wie wichtig ist dieser Bereich für den Aufbau von unternehmensweiten Datenkompetenzen?

Ingo Lenzen:

Data Governance soll  zukünftig bei uns auf drei Ebenen organisiert werden: auf der Lenkungsebene, der operativen Ebene (Datenmanagement) und in den Fachbereichen, wo IT-Koordinatoren als Schnittstelle verortet werden. Es ist enorm wichtig, die Data Governance gut zu organisieren. Wir möchten dies mit dem Aufbau eines „Data Office“ als zentrale Einheit tun.  Nur so können wir sicherstellen, dass gemeinsame Datennutzung und Datenkompetenzen im gesamten Verwaltungsapparat aufgebaut werden.

Was tut Ihr, um Datenkompetenzen in der kompletten Stadtverwaltung aufzubauen?

Ingo Lenzen:

Wir haben bereits zwei Workshops zum Thema Data Management und Data Governance durchgeführt, die auch das Thema Datenkompetenzen abdecken. Jetzt wollen wir das rollenspezifisch weiter ausbauen. Es soll Grundlagentrainings geben, die vielleicht für alle verpflichtend sind, und spezialisierte Trainings für einzelne Rollen. Wir orientieren uns dabei am Data Excellence Programm der Stadt Wien. Wir planen in der Stadt erste Kurse, die ich gerne selbst halten möchte, um das Feedback zu evaluieren und ein Gefühl für die gestellten Fragen zu bekommen.