Interview: Dr. Ana Moya

🗓️ 04.05.2024

Dr. Ana Moya

Head of Data Science & Analytics / Hochschuldozentin

Stell dich vor, was ist deine Position und wie kommst du mit Datenkompetenz in deinem Unternehmen in Berührung?

Dr. Ana Moya:

Ich bin Ana, geboren im wunderschönen Venezuela. Seit 22 Jahren lebe ich im Ruhrgebiet, genauer gesagt in der schönen Stadt Dortmund. Bei der Handelsblatt Media Group (HMG) leite ich die Abteilung Data Science & Analytics und bin zudem auch Hochschuldozentin an der International School of Management (ISM). Seit nunmehr 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Daten und ihrer Veredelung.

In meinem Bereich bei der HMG spielt Datenkompetenz eine zentrale Rolle. Mein täglicher Fokus liegt darauf, sicherzustellen, dass alle Entscheidungen, sei es im Tagesgeschäft oder bei langfristigen strategischen Planungen, auf validen Daten basieren. Hierbei spielt nicht nur die Analyse von Daten eine Rolle. Von wesentlicher Bedeutung ist es, dass die Datenqualität hoch ist und dass alle relevanten Stakeholder die Ergebnisse verstehen und darauf basierend handeln können.

Als Hochschuldozentin bei der ISM setze ich mich leidenschaftlich dafür ein, meinen Studierenden die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, um in der sich stetig verändernden Welt der Daten erfolgreich arbeiten zu können. In „meinem“ anspruchsvollen Studiengang „Business Intelligence und Data Science“ liegt deshalb auch ein besonderer Schwerpunkt darauf, Datenkompetenz zu fördern.

Was ist dein persönliches Interesse an Datenkompetenz und wie wichtig ist es deiner Meinung nach für die Gesellschaft, Datenkompetenzen einem breiten Publikum zugänglich zu machen?

Dr. Ana Moya:

Beruflich wie auch in meiner Lehrtätigkeit gilt mein besonderes persönliches Interesse der Vermittlung von Datenkompetenz, da ich darin die Möglichkeit sehe, komplexe Probleme zu verstehen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Erkenntnisse zu verbreiten.

Je mehr Menschen data-literate sind, desto größer ist der Dominoeffekt bei der Verbreitung der Erkenntnisse. Aus Daten entstehen Erkenntnisse und daraus wiederum Wissen über Kunden, Prozesse und allgemeine Faktoren, die die Unternehmen positiv beeinflussen können. In diesem Kontext gilt das Leitmotiv: „Wissen, das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.“ Diese Erkenntnis von Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, die von 1830 bis 1916 lebte, hat auch heute nicht von ihrem Wahrheitsgehalt verloren. Dieser auch für die Datenkompetenz anzuwendende Zusammenhang verdeutlicht, dass durch die Förderung von Data Literacy mehr Menschen in der Lage sind, aus Daten Erkenntnisse zu gewinnen und Wissen zu generieren. Indem dieses Wissen geteilt wird, profitieren nicht nur einzelne Individuen, sondern auch Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Dieser Effekt der Erkenntnisverbreitung trägt somit zur kollektiven Weiterentwicklung und zum Wachstum einer Gesellschaft bei. Daher ist es meine persönliche Motivation, Datenkompetenz zu fördern und sicherzustellen, dass sie in meinem Unternehmen, bei meinen Studierenden und natürlich auch darüber hinaus geschätzt und genutzt wird.

In der Akademie ist es mein Ziel, meine Studierenden mit den erforderlichen Analysewerkzeugen, statistischen Methoden, Techniken und Technologien der Datenverarbeitung vertraut zu machen, damit sie in der Lage sind, komplexe Probleme und Fragestellungen lösen und datenbasierte Strategien entwickeln zu können.

„Daten beeinflussen nahezu jeden Aspekt unseres Lebens, von Wirtschaft und Politik bis hin zur Gesundheitsversorgung und unserem täglichen Leben. Daher ist es wichtig, dass Menschen lernen, Daten zu interpretieren und sie effektiv zu nutzen.“

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach für die Gesellschaft, Datenkompetenzen einem breiten Publikum zugänglich zu machen? Welche Gefahren und Chancen siehst du hier?

Dr. Ana Moya:

Meine Bestrebung ist es, Datenkompetenz breiten Publikum zugänglich zu machen. Nach Jahren der Datenforschung habe ich erkannt, wie wichtig dies für die Zukunft unserer Gesellschaft ist. Daten beeinflussen nahezu jeden Aspekt unseres Lebens, von Wirtschaft und Politik bis hin zur Gesundheitsversorgung und unserem täglichen Leben. Daher ist es wichtig, dass Menschen lernen, Daten zu interpretieren und sie effektiv zu nutzen.

Datenkompetenz zählt nicht nur bei Fachleuten etwa in den Bereichen Data Science oder Business Intelligence, sondern betrifft jeden von uns. Wenn wir Daten verstehen, können wir uns besser vor Manipulationen schützen und Desinformation erkennen.

Ein weiterer Vorteil eines umfangreichen Datenwissens ist die Demokratisierung des Zugangs zu Informationen. Die Menschen können bessere Entscheidungen treffen und an konstruktiveren gesellschaftlichen Diskussionen teilnehmen.

Die Förderung von Datenkompetenz bietet eine Vielzahl von Chancen, wie die Möglichkeit des Self-Service oder selbstständiges Handeln im Bereich der Datenanalyse.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. So möchte ich auch warnen, insbesondere vor Fehlinformationen, Manipulation und eine potenzielle Vertiefung der digitalen Kluft durch eine ungleiche Verteilung von Datenkompetenz. Ohne Datenkompetenz besteht die Gefahr, dass Menschen von der Informationsflut überwältigt werden und falsche Schlussfolgerungen ziehen. Fehlinterpretationen von Daten können zu Fehlentscheidungen führen, sei es auf individueller oder gesellschaftlicher Ebene.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass es für eine gut informierte und aufgeklärte Gesellschaft unerlässlich ist, Datenkompetenz zu fördern, um die Vorteile des digitalen Zeitalters zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu verringern.

Was für Datenkompetenz Initiativen benötigt es für den Wirtschaftsstandort Deutschland, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und warum?

Dr. Ana Moya:

Um langfristig dem globalen Wettbewerb standhalten zu können, benötigt der Wirtschaftsstandort Deutschland aus meiner Sicht eine breite Palette von Datenkompetenzinitiativen, die sich auf verschiedene Ebenen fokussieren sollten.

Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung von Bildung und Ausbildung. Es wäre ideal, Datenkompetenzen bereits in der Schule zu verankern und Schüler frühzeitig mit grundlegenden Konzepten der Datenanalyse und -interpretation vertraut zu machen. Hochschulen und Bildungseinrichtungen sollten entsprechende Lehrpläne und Kurse entwickeln, die den Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes genügen und den Studierenden praktische Fähigkeiten im Umgang mit Daten vermitteln.

Unternehmen und Organisationen sollten in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren und Schulungen zu Datenanalyse, Datenvisualisierung und anderen relevanten Themen anbieten. Deutschland sollte auch weiterhin in Forschung und Entwicklung im Bereich der Datenwissenschaften investieren, um innovative Technologien, Methoden und Anwendungen voranzutreiben.

Die Schaffung eines günstigen Umfelds für Start-ups im Bereich der Datenwissenschaften ist ebenfalls wichtig, um Innovationen voranzutreiben. Dies kann durch die Bereitstellung von Unterstützungsprogrammen sowie Innovationszentren und -netzwerken erreicht werden. Darüber hinaus ist es wichtig, Datenschutz- und Ethikstandards zu setzen bzw. zu fördern und sicherzustellen, dass Daten verantwortungsbewusst und ethisch untermauert verwendet werden.