Analysis
Ausgangslage und Zielgruppenanalyse:
Wie gestaltete sich die Ausgangslage des Forschungs- und Entwicklungsprozesses der TBDK, insbesondere hinsichtlich der Notwendigkeit einer Zielgruppendifferenzierung?
Ziel: Die TBDK hat das Ziel, möglichst alle Menschen in Deutschland niedrigschwellig zu erreichen, um Datenkompetenz in breiter inhaltlicher Form zu vermitteln. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit der entsprechend vorzufindenden Ausgangslage bzgl. der Datenkompetenz-Vermittlung im deutschsprachigen Raum. Im Vordergrund steht hierbei die Erfassung eines Ist-Zustands seitens der Empirie und Theorie, was den Forschungs- und Entwicklungsprozess anbelangt. Der erfasste Stand dient entsprechend als Ausgangspunkt für die innovative Weiterentwicklung des Angebots zur Datenkompetenz-Vermittlung gemäß dem Design-Science-Ansatz und für die Weiterentwicklung theoretischer Konzepte mittels der Ansätze der Grounded Theory.
Vorgehensweise: In einem sich stetig erweiternden, mehrstufigen Annäherungsprozess wurde der Ist-Zustand der Datenkompetenz-Vermittlung im deutschsprachigen Raum angegangen. Einem Einblick in die Landschaft der Hochschulangebote bezogen auf dieses Thema folgte die Durchführung von Interviews mit Expert:innen aus den Zielgruppen Wirtschaft, Wissenschaft und Hochschule. Dabei sollte neben den generellen Anforderungen bzgl. des Angebots zur Datenkompetenz-Vermittlung der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit eine Differenzierung anhand von Zielgruppen notwendig ist und welche Parameter hierfür von Bedeutung sind. Der Erkenntnisgewinn mittels der Befragung von Expert:innen wurde dann neben der Erfassung aus Interviews zu einem bestimmten Zeitpunkt (statisch) über mehrere Fachgruppentreffen (dynamisch) erweitert. Somit konnte über die Diskurs-Komponente ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn generiert werden, bei dem außerdem die Testung eigener Modell-Vorstellungen theoretischer Art und ein Austausch der Expert:innen zu verschiedenen Datenkompetenz-Unterthemen erreicht werden konnte.
Ergebnisse: Neben dem Einblick in die Landschaft der Hochschulangebote bezüglich der Datenkompetenz-Lernangebote, konnten 28 leitfadengestützte Expert:innen-Interviews durchgeführt und analysiert werden, aus denen u.a. ein Anforderungskatalog entwickelt wurde. Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse des Interviewmaterials flossen weiterhin in eine Veröffentlichung ein:
Hilger, K., Gamböck-Strätz, J., Biedermann, C. (2023). Getting Data Literacy Education Ready for the Future. In: Camarinha-Matos, L.M., Boucher, X., Ortiz, A. (eds) Collaborative Networks in Digitalization and Society 5.0. PRO-VE 2023. IFIP Advances in Information and Communication Technology, vol 688. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-42622-3_34.
Aus den verschiedenen Fachgruppentreffen mit zahlreichen Expert:innen konnte eine Vielzahl an weiteren theoretischen wie praktischen Erkenntnissen gewonnen werden, die fortlaufend in den Forschungs- und Entwicklungsprozess einfließen. Die Ergebnisse zeigten dabei vor allem, dass eine Zielgruppendifferenzierung Sinn macht, und worin sich die Zielgruppen bei der Vermittlung von Datenkompetenz hinsichtlich ihres Bedarfs und ihrer Herangehensweise unterscheiden.
Analyse der Hochschullandschaft:
von Martin Lechner
Was wird in der deutschen Hochschullandschaft unter “Datenkompetenz” (bzw. “Data Literacy”) verstanden und welche Angebote zum Thema gibt es?
Ziel: Welche Lehrangebote zu Datenkompetenz gibt es an deutschen Hochschulen und was wird unter dem Begriff jeweils verstanden? Dies war eine der Ausgangsfragen des BMBF-geförderten Forschungsprojekts „Toolbox Datenkompetenz“ (TBDK), um einerseits den Status Quo für die Entwicklung der Plattform zu verstehen und andererseits der Bandbreite des Begriffs Datenkompetenz gerecht zu werden.
Vorgehensweise: In der Erhebung des Forschungsprojektteams am Institut für Angewandte Informatik (InfAI) e. V. wurden zwischen Mai und August 2022 Webpräsenzen aller deutschen Hochschuleinrichtungen (über 400) durchsucht und Angebote zu den Stichworten Datenkompetenz und Data Literacy ausfindig gemacht. Dabei wurden 85 Hochschuleinrichtungen und 101 Angebote gefunden, die teilweise in Kooperation entstanden sind.
Ergebnisse: Eine Analyse dieser Angebote hat ergeben, dass der Begriff Datenkompetenz/Data Literacy tatsächlich sehr unterschiedlich interpretiert wird, was für die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas spricht. Obwohl es eine Vielzahl spannender bis einzigartiger Ansätze gibt, sind diese „Datenkompetenzinseln“ nicht immer allen zugänglich und meist geografisch und institutionell isoliert. In nur wenigen Fällen sind Angebote tatsächlich frei und für alle Interessierten offen verfügbar.
Der obige Text ist Teil eines Beitrags, der bereits am 18.04.2024 auf der Homepage des Transfer-Hubs Datenkompetenzen erschienen ist.
Während eine Publikation zur inhaltlichen Ausgestaltung des Themas in Kürze erwartet wird, können einige Informationen vorab folgender Karte entnommen werden: https://projekt.toolboxdatenkompetenz.de/hochschullandschaft/
Anforderungserhebung:
von Christian Biedermann und Konstantin Hilger
Welche grundlegenden Anforderungen an die Gestaltung einer innovativen Plattform und entsprechender Lernangebote für die Vermittlung von Datenkompetenz lassen sich anhand von Interviews mit ausgewählten Expert:innen erfassen?
Ziel: Erfassung grundlegender Gedanken, Informationen, Bedarfe, Anforderungen und bereits vorhandener und aufzubauender Strukturen bzgl. Datenkompetenz anhand der Kenntnisse und Erfahrungen ausgewählter Expert:innen mit Bezug zu diesem Themen- und Forschungsfeld.
Vorgehensweise: In einem ersten Schritt erfolgte die Akquise geeigneter Interviewpartner:innen unter Berücksichtigung der Zielgruppendifferenzierung (Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft) und die Durchführung leitfadengestützter narrativer Interviews. Anschließend wurde das Interviewmaterial mittels einer f4-Transkriptions- und Analyse-Software für die weitere Analyse und Auswertung aufbereitet. Letztlich konnten 28 Interviews (10 jeweils für die Zielgruppen Wirtschaft und Zivilgesellschaft und 8 für den Bereich Hochschule) verarbeitet werden.
Ergebnisse: Die wesentlichen Ergebnisse wurden in folgender Veröffentlichung festgehalten:
Hilger, K., Gamböck-Strätz, J., Biedermann, C. (2023). Getting Data Literacy Education Ready for the Future. In: Camarinha-Matos, L.M., Boucher, X., Ortiz, A. (eds) Collaborative Networks in Digitalization and Society 5.0. PRO-VE 2023. IFIP Advances in Information and Communication Technology, vol 688. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-42622-3_34.
Es zeigte sich, dass es einen Bedarf an verbesserten Bildungsressourcen gibt und ein gezieltes, umfassendes Handeln seitens der Anbietenden vorausgesetzt wird, um der Notwendigkeit, Datenkompetenz als Grundvoraussetzung des Bestehens in der vernetzten Welt flächendeckend zu etablieren, gerecht zu werden. Dazu ist die Einnahme einer interdisziplinären Perspektive zur Steigerung des Verständnisses der übergreifenden sozialen Implikationen ebenso wichtig wie die Generierung wirksamer Methoden der Vermittlung von Datenkompetenz und die Schaffung standardisierter Lehrpläne unter Beteiligung der relevanten Akteure. Die Arbeit mit konkreten Beispielen (Use Cases) und eine praxisorientierte Ausbildung können ergänzend zur Ermittlung und Entwicklung weiterer Anreizsysteme insbesondere für die Menschen förderlich sein, die bisher wenig Kontakt mit den Thema Datenkompetenz hatten.
Darüber hinaus dient das verarbeitete Interviewmaterial als stetige Quelle weiterer neuer Erkenntnisse, die in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der TBDK eingebunden und zudem in weiteren geplanten Veröffentlichungen bereitgestellt werden.
Expert:innen-Netzwerk und Fachgruppentreffen:
von Martin Lechner, Konstantin Hilger und Christian Biedermann
Wie können wir das Wissen von Expert:innen im Bereich Datenkompetenz für unsere Plattform erschließen bzw. fruchtbar machen?
Ziel: Teil unseres Forschungsprojekts ist es, ein Expert:innen-Netzwerk aufzubauen, das die Entwicklung der Plattform mit Fachwissen und Erfahrung unterstützt und begleitet. Dabei wollen wir (über den Erkenntnisgewinn durch einzelne Interviews zu einem gegebenen Zeitpunkt hinaus) den Mehrwert einer dynamischen Interaktion der Expert:innen untereinander zu mehreren Zeitpunkten und unterschiedlichen Themenschwerpunkten nutzen, um weiterführende Erkenntnisse zu gewinnen.
Vorgehensweise: In regelmäßigen Treffen zu wechselnden Themen werden vorbereitete Fragenstellungen des Projekts in Kleingruppen diskutiert und gemeinsam bearbeitet.
Ergebnisse: Die folgenden Schwerpunktthemen konnten bei den bisherigen Fachgruppentreffen behandelt werden:
- Sammlung von Best Practices zu Datenkompetenzbildung
- Inhalte & Lernziele
- Qualitätssicherung
- Feedback zum Prototypen (Betaversion) der Plattform
- Call for Content
- Operationalisierung eines neuentwickelten Data Literacy Frameworks
Die dabei erfassten Hinweise und Anregungen konnten wiederum in die weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit einfließen und einerseits zur Verbesserung der TBDK beitragen sowie andererseits die Präzisierung und Adaption des Forschungsprozesses voranbringen.